Liebe Paten, Sponsoren, und Freunde,
 
seit gestern bin ich zurück aus einem Erdbeben-verwundeten Nepal, einem Tag, der für die Nepalis alles verändert hat. Schreckliche, angstvolle Tage und Nächte verbrachten und verbringen die Menschen immer noch in notdürftigen Unterkünften bei abendlicher Kälte und Regen auf Strassen, Plätzen, Klostergärten und Schulplätzen – freie Plätze waren rar und die Nachbeben oft noch heftig. Sie bleiben dort, weil ihre Häuser zerstört sind, sie Angst haben, in baufällige Häuser zurückzugehen oder weil Nebengebäude, oft bis zu 10 Stockwerken hoch, sie verunsichern.
Ich hatte es vergleichsmässig gut, da sehr begüterte Freunde meiner Gastfamilie uns einluden, bei ihnen die Tage in ihrem Garten zu verbringen. Wir fühlten uns dort sicher. Im Stadtteil Dilli Bazar ist nicht so viel zerstört worden, doch es gab drei Tage kein Wasser, keinen Strom, Telefon- und SMS-Verbindungen waren kaum möglich. Da in meinem Gastfamilienhaus die geplante grössere Party am Erdbebentag nicht stattfand, hatten wir (insgesamt ca. 20 Personen) drei Tage lang zu essen und zu trinken. Danach öffneten die kleinen Gemüseläden wieder und wer Geld hatte, konnte etwas einkaufen. 
 
Leider hat mein Hotmail-Account von Anfang an nicht funktioniert. Ich teilte Ihnen allen mit, dass ich nur unter …@gmail.com zu erreichen bin. Doch dies funktionierte nach dem Beben auch nicht mehr so gut. Und, wie ich erst jetzt erfuhr, haben viele meiner Mails Sie nicht erreicht. 
 
Ich habe alle Kinder und Studenten getroffen, oft mehrmals. Am letzten Samstag haben wir uns alle nochmals getroffen, haben Abschied genommen. Die Hälfte von ihnen waren schon zu ihren Verwandten in die sicheren Dörfer gefahren, am Sonntag folgten die anderen. Allen Kindern geht es soweit gut, der Schock, die Angst sitzt jedoch tief bei ihnen. Sie haben alle im Freien geschlafen, unter Zeltplanen, hatten wenig zu essen und zu trinken, doch sie waren alle glücklich überlebt zu haben. Nur mit einem Mädchen hatte ich nach dem Beben keinen Kontakt, Indira. Ich hoffe, sie meldet sich bald – wir suchen sie. Sie erhalten meine ausführlichen Berichte über die einzelnen Kinder und Studenten in den nächsten Wochen. 
 
Ich habe gesehen, was bei einigen Familien an kleineren Reparaturen notwendig ist – mit ca. € 1000. kann schon viel erreicht werden – Details kommen später.  Einigen Mädchen und Jungs sind wohl traumatisiert und ich  möchte ihnen nach ein paar Wochen eine Therapiestunde ermöglichen. Eine Hilfsgruppe kümmert sich dann um sie. Auch ist einiges zu tun am Maitri Griha-Heim – im Heim selbst und bei den Häusern der Angestellten – Informationen hierfür finden Sie unter Maitri Griha.
 
Schulen und Colleges sind bis auf weiteres geschlossen, ebenso viele Restaurants und Firmen - Zeit für die Menschen zur Ruhe zu kommen und ihre Reparaturen zu organisieren, was zurzeit noch schwierig ist. Doch heisst dies auch, keine Arbeit, keine Einnahmen, kein Geld für Gemüse und Reis. Das sind die Familien, die als Tagelöhner arbeiten, in Restaurants kellnern, verkaufen, kleine Teashops führen,Taxi- und Kleinbusfahrer.
 
Die Regierung will an die Familien in den Bergen, die am meisten betroffen sind, Gelder auszahlen. Doch nach der verheerenden Nicht-Organisation der Regierungsstellen kann dies lange dauern. Die Menschen wurden in diesen Gebieten zum grossen Teil jetzt mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Decken versorgt. Doch es bleiben Tausende in Kathmandu, Bhaktapur, Patan ohne grosse Hilfsaktionen auf sich selbst gestellt. So ergeht es auch vielen unserer Familien, die zurzeit kein Einkommen haben, oft eine neue Wohnung suchen müssen, kein Geld fürs Überleben haben. In allen Stadtteilen und auch ausserhalb, z.B.  in Hetauda, Changu Narayan, Ghorka habe ich Kontakte und werde veranlassen, dass die betroffenen bedürftigen Familien direkte Hilfe bekommen. Wir werden die Gelder behutsam einsetzen und Sie können versichert sein, dass sie alle ohne Abzüge zu den Menschen kommen werden.
 
Hierbei bitte ich Sie, mir im Namen unserer Nepali Freunde in Not zu helfen. Die Freunde Nepals e.V. haben bereits einen Aufruf gestartet und wir sind sehr dankbar, dass so viele Spenden eingegangen sind. Ich gebe Ihnen die Spendenkonto-Nummer:
Freunde Nepals e.V. / Apobank (Deutsche Apotheker- und Ärztebank)
Konto 000 252 6166 / BLZ 300 606 01
IBAN DE36 3006 0601 0002 5261 66  /  BIC DAAEDEDD
Stichwort: Erdbeben 
+ Name des Patenkindes, Institution (z.B. Maitri Griha)
oder
+ Gisela zur freien Verfügung
Eine Spendenbescheinigung erhalten Sie selbstverständlich zum Jahresende, bzw. Anfang Januar 2016. 
 
Weitere Informationen über die Situation in Nepal und den Fortgang der Spendenaktion finden Sie auf der Webseite der Freunde Nepals 
www.freunde-nepals.de / Sonderseite Erdbeben.
 
Ich bin sehr dankbar, wieder zuhause zu sein und hoffe, dass ich von hier aus Vielen Hilfe schicken kann. Ich mache mir grosse Sorgen, wie es wohl weitergehen kann in meinem geliebten Nepal mit dieser korrupten und unfähigen Regierung, doch mit sehr mutigen und hilfsbereiten Menschen, die um ihr Überleben kämpfen.
 
Ich danke Ihnen mit einem grossen NAMASTE – Gruß
Ihre Gisela Stäbler